Ist der Schwangerschaftstest positiv, ist die Freude in den allermeisten Fällen riesig! Niemand rechnet damit, sich schon viel zu bald von seinem Glück verabschieden zu müssen. Für viele Paare ist dies jedoch harte Realität!
Eine Fehlgeburt, vor allem in den ersten Wochen der Schwangerschaft, passiert häufig. Nichts desto trotz hinterlässt sie immer ein tiefes Gefühl von Leere, Trauer und Hilflosigkeit.
Auch ich habe diese Erfahrung nicht nur einmal machen müssen/dürfen, und möchte euch hier ein paar Strategien mit auf den Weg geben, welche mir in der Zeit nach meiner Fehlgeburt Halt gegeben haben!
1. Sprich darüber
Vertraue dich jemandem an, egal ob einer engen Freundin, einer Vertrauensperson aus deiner Familie oder einem Therapeuten.
Finde jemanden, dem du dich mit all deinen Emotionen zeigen kannst, und der im Stande ist, dir in dieser Situation wertfrei zu begegnen.
2. Gib deinem Baby einen Namen
Auch wenn du das Geschlecht noch nicht wusstest. Dabei muss es sich nicht um einen Vornamen im herkömmlichen Sinne handeln. Du kannst dich genauso für einen Kosenamen oder ein anderes Wort entscheiden, das dich für immer an dein Baby erinnern wird.
3. Erlaube es dir, zu trauern
Nimm dir all die Zeit, die du brauchst, um den Verlust deines Babys zu betrauern. Ganz egal, wie viele Tage/Wochen/Monate dich dein Baby begleitet hat, du hast IMMER das Recht, es zu betrauern. Sei dir bewusst, dass Trauer in Wellen kommt, und dass sie dich auch noch nach Monaten und Jahren immer wieder einholen wird. Dies gehört zu einem gesunden Heilungsprozess.
4. Du bist mit dieser Situation nicht alleine
Eine Fehlgeburt betrifft durchschnittlich 1 von 4 Frauen, wobei die Dunkelziffer sehr wahrscheinlich höher liegt. Suche dir eine Gemeinschaft, in der du dich mit Gleichgesinnten austauschen kannst. Dies kann eine online Community sein (Facebook bietet hierfür sehr einfühlsame Plattformen), oder auch eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe. Schau, was sich für dich gut anfühlt.
5. Mach nicht deinen Körper für den Verlust verantwortlich
Denke daran, dass das Erlebte für deinen Körper ebenso traumatisch und tiefgreifend ist wie für deine Psyche. Ernähre dich ausgewogen, geh an die frische Luft, gönn dir eine Massage, tu dir Gutes, und vor allem: behandle deinen Körper liebevoll. Er leistet gerade Großartiges.
6. Finde etwas, auf das du dich fokussieren kannst
Richte dich neu aus! Tue, was du immer schon tun wolltest, grabe alte Hobbys aus, oder beginne etwas Neues Egal ob Gärtnern, Basteln, Schreiben, Singen oder dich sportlich auspowern. Jetzt ist der richtige Moment um dich neu zu orientieren. Vielleicht schaffst du es, durch eine Herzenstätigkeit deine Trauer in Produktivität umzuwandeln.
7. Mache dir klar, dass es nicht deine Schuld ist
Auch wenn die Wissenschaft uns immer wieder vor Augen führt, dass der Mehrheit aller Fehlgeburten ein Chromosomendefekt zugrunde liegt, sucht man in so einer Situation oft die Schuld bei sich selbst. Dies ist verständlich, aber in den allermeisten Fällen absolut nicht zutreffend! Sei liebevoll zu dir!
8. Schaffe greifbare Erinnerungen, um dich deinem Sternenkind näher zu fühlen
Durch ganz konkrete Gegenstände oder Rituale bekommt dein Baby auch im Alltag seinen Platz. Dies kann ein Baum sein, der im Garten gepflanzt wird, ein Schmuckstück, eine Kerze, ein Tattoo, ein besonderer Tag im Jahreskreis… Deiner Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
9. Wann wieder schwanger?
Entscheide du zusammen mit deinem Partner, wie schnell und ob ihr wieder schwanger werden möchtet.
Hier gilt es, seinem Herzen zu folgen. Manche Paare tröstet der Gedanke, nach einer Fehlgeburt so schnell wie möglich wieder schwanger zu werden, und andere brauchen erst einmal eine Auszeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Manche werden sich vielleicht auch gegen eine erneute Schwangerschaft entscheiden. Hier gilt: alles ist erlaubt, was sich richtig anfühlt. Bedenke aber, solltest du sehr rasch wieder schwanger werden, wird in dieser neuen Schwangerschaft noch einiges an Trauerarbeit bezüglich deiner vorangegangenen Fehlgeburt zu leisten sein. Dies kann emotional sehr anstrengend sein. Suche dir in so einer Situation unbedingt professionelle Unterstützung. Die emotionelle erste Hilfe kann dir hier ausgezeichnet weiterhelfen, Wende dich gerne an eine Fachberaterin in deiner Nähe.
In diesem Artikel habe ich ein respektvolles Du verwendet, das sich in erster Linie an alle Frauen richtet, die sich, genauso wie ich, in dieser Situation befinden. Mit dem Du dürfen sich aber ebenso trauernde Männer oder andere Personen in deinem Umfeld angesprochen fühlen, die diesen Weg mit dir gehen.
„There were a million things I wanted to say to you; goodbye was not one of them.“
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Liebe Frau Somvi,
ich lese mit Begeisterung Ihre Beiträge, habe selbst meine beiden Kinder lange gestillt, sie sind vor 28 und 26 Jahren im Geburtshaus in Berlin geboren worden und vieles, was mir völlig natürlich und normal erscheint, muss man jetzt heute wieder verteidigen. Zum Glück hat meine kleine Enkelin auch eine liebevolle Mama.
Auch ich hatte vor meinen Kindern bereits eine Fehlgeburt unter den schlimmsten, unvorstellbaren Umständen erlitten. Ich erzähle es selten, denn die Gesichter sind dann immer sprachlos, als hätte ich einen Horrorfilm erzählt.
Mit 23 Jahren bin ich in der 11. Woche überfallen und vergewaltigt worden.
Ich wehrte mich und kämpfte um uns. Aber es war zu viel für mein Baby. Durch die vielen Schläge etc. konnte er nicht überleben und hat uns 2 Wochen später verlassen.
Ich schrieb ihm einen Brief, da er’ja nun wieder ein Stern unter Sternen war und lud ihn ein, wieder zu uns zurück zu kommen, wenn wir wieder bereit sind.
An seinem eigentlichen Geburtstag 2 Jahre später ist er dann geboren worden, unser Sohn Jakob.
Ich denke immer noch an dieses schreckliche Erlebnis und dieses Wunder, diesen unglaublichen Trost, den Jakob uns geschenkt hat.
Ganz liebe Grüße von Kerstin Schmidt
Deß hosch wunderschian gschriebm ❤️, und es tuat mir von Herzen load daß a du de Erfohrung mochen hosch gmiast...
Deß sollet kuan Tabuthema sain